Als vor Jahren in Frankreich ein Clown für die Präsidentschaftswahl kandidierte, wurde er von einem Journalisten gefragt, was der Unterschied zwischen ihm und dem damals amtierenden US-amerikanischen Präsidenten und früherem Schauspieler Ronald Reagen sei. Darauf antwortete er, dass er der bessere Schauspieler wäre als der US-Präsident. Herrscher hielten sich in früheren Zeiten Hofnarren. Sie wussten, wie gut es ist, Leute zu haben, die einem den Spiegel vor das Gesicht halten. Der Hofnarr braucht niemandem zu schmeicheln, um seinen Ruf nicht zu riskieren. Narren haben etwas Beneidenswertes an sich. Sie kommen der Wahrheit oft näher als andere und haben keine Angst, etwas dabei zu verlieren. Der Künstler Konstantin Wecker schreibt in seiner Biografie, die anlässlich seines 70. Geburtstags 2019 erschienen ist, dass er lieber ein „heiliger“ Narr sein möchte als ein verbitterter Alter. Er ziehe es vor ein Narr zu sein, nicht weil man die Welt dadurch besser verstehen könne, sondern weil man ihr dadurch liebevoller und dennoch rebellisch begegnen und entgegenstehen könne. Wer Angst hat, das wussten die Mächtigen schon immer, macht sich gefügig. In seinem Lied „Empört euch“ sagt der Liedermacher: „Die Diktatur ist nicht ganz ausgereift, sie übt noch. Wer ihren Atem spürt, duckt sich schon präventiv. Nur der Narr ist noch nicht ganz erstarrt, er liebt noch und wagt zu träumen, deshalb nennt man ihn naiv.“ Vielleicht meint Jesus ähnliches, indem er sagt, wenn wir nicht werden wie die Kinder, können wir nicht in das Himmelreich kommen (vgl. Mt 18,1-5). In der Tat können Kinder verblüffend ehrlich sein, ohne Angst, ihren Ruf zu verlieren in einer Welt, die oft so pragmatisch denkt und doch so absurd sich um sich selbst dreht.
H. Mauritius Lenz, geistl. Assistent des KAV